Über das Mama-Sein
Wenn ich so an meine Schwangerschaft zurückdenke und die Begegnungen mit Müttern Revue passieren lasse, dann kommen mir Sätze wie „du wirst dich nach dem Baby richten“, „nichts ist mehr wie davor“, „du kommst einfach zu gar nichts“ in den Sinn. (Natürlich auch, wie schön das alles sei und wie man diese Zeit geniessen soll.) Damals nahm ich diese Botschaften an und dachte mir, dass man die ganze Sache ja wohl noch regeln könne. Auch Äusserungen wie „sei froh, wenn es einen Nuggi nimmt“, oder „nimm einfach Pampers, dann hast du Ruhe“ prellten etwas an mir ab. Denn ich war (im Vorfeld) begeistert von der etwas alternativen Erziehung und von umweltfreundlichen Stoffwindeln. Gut, das bin ich eigentlich auch heute noch, aber in der ersten Zeit nach der Geburt war ich einfach nur heilfroh, wenn der Tag irgendwie über die Bühne ging. Wenn ich mir vorstelle, dass ich dann noch hätte Stoffwindeln waschen oder anstelle des Nuggis mein Baby stundenlang herumtragen müssen, ein Graus.
Nach der Niederkunft war ich ziemlich erschlagen und emotional unglaublich empfindlich – einfach alles hat mich zum Lachen oder zum Weinen (vor Freude) gebracht. Vermutlich ein Gemisch von den Strapazen der Geburt und den Hormonen (irgendetwas muss ja schuld daran sein). Meine allergrösste Hochachtung gilt also denjenigen Frauen und Müttern, die tatsächlich alles so locker-flockig schaffen, wie sie es sich vorgenommen haben. Da ich jahrelang die Starke war, kann ich ja jetzt auch mal etwas schwächeln und Unterstützung annehmen. Hier ein paar Hilfsmittel, die mir den Start ins Mama-Sein erleichtert haben.
Der Nuggi: Lena hat schon von Beginn an den Nuggi genommen und daran ihren extrem ausgeprägten Saugbedarf gestillt. Ich gab ihr den Newborn-Nuggi von Medela, den sie sofort akzeptierte. Allerdings war es meinem Mann und mir wichtig, dass sie nicht bei jedem Pieps sofort den Nuggi in den Mund gestopft bekam, sondern nur dann, wenn es ums Einschlafen ging oder direkt nach dem Stillen.
Die Milchpumpe: Mein absolutes Lieblings-must-have ist eine Milchpumpe. Niemals hätte ich gedacht, dass ich so froh sein würde um dieses Hilfsmittel. Da ich leider schon nach dem ersten Stillen extrem offene und malträtierte Brustwarzen hatte, schaffte ich es irgendwann nicht mehr, Lena an die Brust zu nehmen. Bei jedem Weinen hatte ich Angst, sie könnte schon wieder Hunger haben und wenn sie dann beim Ansetzen mit ihrer Hand noch an die Brust fuchtelte, war ich nur noch ein heulendes Wrack – vor Schmerz. Es musste nebst geschätzt hundert verschiedenen Salben und zig Stillhüetli einfach noch eine andere Variante geben, damit Lena mit Muttermilch versorgt werden konnte. Hier kam die Milchpumpe zum Einsatz. Zu Beginn war zwar das Abpumpen wegen den offenen Wunden ebenfalls sehr schmerzhaft, doch mit der Zeit gewöhnte ich mich daran. Sobald sich die Wunden etwas beruhigt hatten, gab ich Lena wieder die Brust, damit sie das Trinken daran nicht verlernt.
Da ich in regelmässigen Abständen einen Milchstau hatte und mit Fieber, Schüttelfrost, Appetitlosigkeit, Kopf- und Brustschmerzen ausgeschaltet im Bett lag, war mir die Milchpumpe auch dann sehr hilfreich. Wenn Lena die Brust nicht vollständig leer trank, konnte ich den Rest noch abpumpen und so den Milchstau in Schach halten ohne in einer Brustentzündung mit Antibiotika zu landen. Ich kann die Freestyle Doppelflex Milchpumpe von Medela sehr empfehlen.
Auch in Zukunft wird mir die Milchpumpe hilfreich sein, denn wenn ich unterwegs bin, kann ich die Milch abpumpen, die Lena normalerweise trinken würde, ohne dass ich einen Rückgang der Milchmenge habe. Lena kann während dieser Zeit von meinem Mann zu Hause betreut und mit davor abgepumpter Muttermilch optimal gefüttert werden. Die Milchpumpen sind in meinen Augen ein wahrer Segen!
Weiterer Pluspunkt: Wer etwas abgepumpte Milch im Tiefgefrierer hat, kann irgendwie ruhiger voll auf Muttermilch setzen, da man weiss, es wäre im Notfall noch Reserve-Milch verfügbar ;-)
Bei offenen Brustwarzen: Viele Frauen hören erst davon, wenn es bei ihnen selber so weit ist und dann ist es leider schon zu spät - scheinbar gehören offene Brustwarzen bei vielen Stillenden zum guten Ton – wie grauenvoll. Ich hatte zwar schon vor der Geburt darüber gelesen und versuchte, meine Brust auf das Stillen vorzubereiten. Leider waren meine Bemühungen zu wenig wirksam oder ich habe es einfach falsch gemacht. Sollte ich noch einmal einen weiteren Versuch bekommen, sprich ein zweites Mal ein Kind bekommen, dann gebe ich 100% bei der Stillvorbereitung. Was bei mir dann wirklich half (ich hatte während 9 Wochen eine offene, klaffende Wunde an der Brust): Konsequentes eincremen der Stelle mit Bepanthen-Salbe „Plus“ vor und nach dem Stillen und während 3 Tagen abpumpen. So können sich die gröbsten Wunden etwas erholen und verschliessen. Beim erneuten Ansetzen des Babys weitermachen mit dem Eincremen und Massieren, mind. während zwei Wochen.
Die Windeln: Wie oben erwähnt, finde ich Stoffwindeln eine echt tolle Sache, da sie wiederverwertbar sind und man so nicht täglich einen Berg Abfall produziert. Eigentlich fand ich sogar die Abhalt-Variante faszinierend, aber dazu hatte ich einfach keine Kapazitäten…. Nun: Nach wie vor wende ich die üblichen Einweg-Windeln an, bin dankbar für die Arbeitsentlastung und Lena kommt damit auch ganz gut zurecht. Wenn dann das eine oder anderer Pipi (am besten klappt dies nach dem Baden) in der Toilette landet, bin ich ultrahappy.
Still-T-Shirts und Still-BHs: Ich finde diese Kleidungsstücke echt ganz toll, denn wenn es manchmal schnell gehen muss, sind sie einfach super praktisch. Die Stillkleider eignen sich auch für Frauen, die auswärts stillen müssen und so nicht plötzlich halbnackt dastehen. Für mich war es super, dass ich genügend Wechselkleider hatte, denn mit unerwartetem Milcheinschuss und anderen Missgeschicken war ich froh, dass ich nicht täglich Kleider waschen musste.
Die Verwandtschaft: Ja, es ist wahr. Nichts ist „gäbiger“ als wenn man ein grosses Umfeld hat, dem man spontan sein Kleinkind zum Hüten bringen kann, wenn Dädi und Mami Terminkollisionen haben. Ein weiterer Pluspunkt: Das Kind baut eine Beziehung auf zu seinen Verwandten, von dem es hoffentlich lange profitieren kann und umgekehrt zeigt es den betreuenden Personen, wie wenig man braucht, um glücklich zu sein: Ein Kinderlachen reicht nämlich, um alle Sorgen zu vergessen!
Kinderbörsen, Online-Secondhand: Du benötigst mehr Babykleider, eine Babyschale, Spielzeug und so weiter? Dann empfehle ich einmal bei Online-Inseraten zu schauen, ob andere Eltern etwas Passendes zu verkaufen haben. Da findet man echt tolle Angebote und leistet nebenbei noch einen wichtigen Beitrag für die Umwelt, indem Ressourcen geschont werden und Produkte weiterverwendet werden.
Der Dädi: Für die emotionale Stütze und die Entlastung im Alltag von Haushalt, Kinderbetreuung etc. ist ein Dädi Gold wert, der nicht nur Dädi heisst, sondern auch Dädi ist. Männer können genauso gut: Windeln wechseln, Baby trösten, „Wägele“, Lieder singen, Clown spielen, Haushalt erledigen, Einkaufen, Termine bei Fachpersonen und Therapeutinnen/Therapeuten wahrnehmen und so weiter. Wir Frauen müssen einfach lernen ihnen zu vertrauen und ihre Hilfestellungen dankbar annehmen ;-)
Take it easy: Was ich lernen musste, war eine 5 einmal gerade stehen lassen. Ich schaffte es einfach nicht, den Haushalt immer perfekt zu haben, immer einen 3-Gänger zu kochen, den Garten gejätet zu haben und noch vieles mehr, das „man“ halt von Hausfrauen so erwartet. Als Neu-Mama musste ich mich auf das Wichtigste konzentrieren und das war für mich:
- Für Lena genügend Muttermilch produzieren und für sie und ihre Bedürfnisse da sein
- Genügend schlafen
- So ausgewogen und gesund wie möglich essen
- Physio-Übungen für mein Knie und die Rückbildung machen
Mehr nicht.
Alles in allem ist die Mama-Zeit trotz den Herausforderungen unglaublich schön, spannend, entschleunigend, lehrreich und vor allem eine Wohltat für die Seele.
Nun bin ich gespannt, wie ich die nächsten Monate meistern werde, denn hier steht bei mir so einiges an….
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